Landeskriminalamt legt Studie zu Femiziden in NRW vor

Landeskriminalamt legt Studie zu Femiziden in NRW vor
Das Landeskriminalamt (LKA) hat im Auftrag des Innenministeriums eine umfassende Studie zu Tötungsdelikten an Frauen in Nordrhein-Westfalen vorgelegt. Im Fokus der Untersuchung stehen sogenannte Femizide, also die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Die Studie basiert auf einer Sonderauswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für die Jahre 2014 bis 2023, teilte die Behörde am Freitag mit.
Ergänzend führte die Kriminalistisch-kriminologische Forschungsstelle des LKA Interviews mit Experten aus Polizei, Justiz, Wissenschaft und Opferschutz. Ziel war es, geschlechtsbezogene Tötungsdelikte zu identifizieren, Hintergründe zu beleuchten und präventive Maßnahmen abzuleiten. Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte, dass jede dieser Taten eine Tragödie sei und häusliche Gewalt oft ein Vorbote solcher Verbrechen sein könne. Er forderte, das Bewusstsein für Betroffene zu schärfen, Schutzstrukturen zu stärken und gefährdete Frauen zu ermutigen, sich bei Bedarf sofort zu melden. Gleichstellungsministerin Josefine Paul wies darauf hin, dass fast täglich eine Frau Opfer eines Femizids werde und die Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt weiterhin hoch sei. Die Landesregierung habe den Gewaltschutz daher prioritär behandelt und arbeite daran, bestehende Schutzlücken zu schließen. Im Zeitraum von 2014 bis 2023 wurden in NRW 1.666 versuchte und vollendete Tötungsdelikte an Frauen erfasst, wobei 908 Frauen starben. Das LKA ordnete 522 Fälle als Femizide ein, bei denen 235 Frauen ums Leben kamen. In 87 Prozent der Femizide handelte es sich um Beziehungstaten, meist begangen durch aktuelle oder ehemalige Partner. In 99 Prozent der Fälle waren die Täter männlich, wobei Täter nichtdeutscher Staatsangehörigkeit überproportional häufig vertreten waren. Die Experten empfehlen eine gleichstellungsorientierte Erziehung von Kindern, um starre Rollenbilder zu verhindern, sowie eine Sensibilisierung der Gesellschaft für Themen wie häusliche Gewalt und Femizide.

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