VBKI fordert Strategie für digitale Unabhängigkeit des Mittelstands

VBKI fordert Strategie für digitale Unabhängigkeit des Mittelstands. Archivbild von VBKI

Mit einem heute vorgelegten Positionspapier hat der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) dazu aufgerufen, digitale Souveränität als gemeinsame Standortaufgabe zu verstehen. Nur durch ein koordiniertes Zusammenspiel von Wirtschaft, Politik und Bildung könne Deutschland langfristig technologische Unabhängigkeit, Sicherheit und Innovationsfähigkeit sichern. Das vom Kompetenzkreis „VBKI Digital“ erarbeitete Whitepaper mit dem Titel „Digitale Souveränität: Vom Schlagwort zum strategischen Imperativ für den deutschen Mittelstand. Ein praxisorientierter Leitfaden für resiliente IT-Strukturen“ zeigt auf 50 Seiten einerseits praxisnahe Wege zu mehr digitaler Unabhängigkeit im Bereich der mittelständischen Wirtschaft auf und nimmt andererseits die Politik in die Pflicht: Digitale Unabhängigkeit müsse zur Priorität erklärt werden – mit klaren Rahmenbedingungen, offenen Standards und einer gezielten Förderung der Souveränitätskompetenz im Mittelstand.

Alexander Gehret, Co-Autor des Whitepapers und Mitglied im VBKI-Kompetenzkreis „VBKI Digital“ sagte: „Digitale Souveränität ist kein Luxus, sondern wirtschaftliche Notwendigkeit – und Grundvoraussetzung dafür, dass der Mittelstand auch morgen noch innovativ, sicher und wettbewerbsfähig ist. Wer nicht weiß, wo seine Daten liegen, droht die Kontrolle über sein Geschäftsmodell zu verlieren – und damit über seine Zukunft. Bund, Länder und EU sind aufgefordert, schnellstmöglich einen verlässlichen Rahmen zu setzen: klare und durchsetzbare Regeln, interoperable Standards, wirksame Beschaffungsleitlinien und eine gezielte Förderung von Kompetenzen und Infrastruktur.“

Das VBKI-Whitepaper formuliert vier Kernforderungen an die Politik:

Verbindliche Souveränitätskriterien in der öffentlichen Beschaffung
Öffentliche Aufträge sollen künftig Lösungen bevorzugen, die auf offenen Standards, Interoperabilität und europäischer Datenhoheit basieren. Dies würde einen echten Binnenmarkt für souveräne IT stärken – ein Ansatz, der bislang kaum umgesetzt wird.

Investitionen in europäische Rechenzentrumsinfrastruktur und digitale Fachkräfte
Der Mittelstand leidet unter Engpässen bei IT-Kapazitäten und Fachpersonal. Der VBKI fordert gezielte Förderprogramme für energieeffiziente Rechenzentren sowie eine nationale Bildungsinitiative zur Ausbildung von Cloud-, Security- und Open-Source-Spezialisten.

Förderung offener Ökosysteme und Open-Source-Lösungen
Offene Software schafft Transparenz, reduziert Abhängigkeiten und ermöglicht Innovationskraft „Made in Europe“. Die Politik müsse Open Source als strategisches Instrument begreifen und nicht nur als Kostenvorteil – ein Trend, der durch die Open-Source-Strategie des Berliner Senats flankiert wird.

Reform des Vergaberechts für souveräne Lösungen
Öffentliche Vergaben sollten nicht länger durch starre Preislogiken oder proprietäre Abhängigkeiten dominiert werden. Stattdessen braucht es rechtliche Leitplanken, die souveräne, interoperable und auditierbare Systeme bevorzugen.

Das Whitepaper legt eine fünfstufige Roadmap zur Umsetzung souveräner IT-Architekturen vor: Von der strategischen Analyse über Kompetenzaufbau und Technologieauswahl bis hin zur schrittweisen Implementierung und laufenden Optimierung. Im Fokus stehen hybride und Multi-Cloud-Modelle auf Basis offener Standards, die es Unternehmen erlauben, sensible Daten in souveränen Umgebungen zu halten – bei gleichzeitiger Nutzung innovativer Cloud-Dienste.

Ziel des VBKI ist es, einen Impuls für eine realistische, nutzerzentrierte und pragmatische Digitalstrategie zu setzen – jenseits von Technologie-Dogmen. Nur durch ein koordiniertes Zusammenspiel von Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft lässt sich ein digitales Ökosystem schaffen, das sowohl Innovationskraft als auch Souveränität sichert. Quelle: VBKI.


Mehr Nachrichten aus dieser Rubrik