Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sieht die internationale Wirtschaftsordnung vor einem tiefgreifenden Wandel. In einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" (Freitagsausgabe) warnt sie vor einer "völlig neu formierten Weltwirtschaft", in der Globalisierung in ihrer bisherigen Form Geschichte sei. "Wir befinden uns inmitten einer komplett veränderten geopolitischen und geoökonomischen Konstellation", so Reiche. An die Stelle von Konsens sei Konfrontation getreten, multilateralen Institutionen werde zunehmend das Vertrauen entzogen.
Ursache dafür seien auch lange unterlassene Reformen. Die Ministerin spricht von einem Paradigmenwechsel: "Protektionismus, gepaart mit Nationalismus, hat uns in eine Welt katapultiert, in der Staaten Monopole und Rohstoffe wieder als machtpolitisches Instrument nutzen." Deutschland, dessen wirtschaftlicher Erfolg auf regelbasiertem Handel und internationalen Institutionen beruhe, stehe dadurch vor großen Herausforderungen. "Wären wir im Sport, würde ich sagen: Wir sind Weltmeister in einer Disziplin, die es gar nicht mehr gibt", schreibt Reiche. Die Erfolge der Vergangenheit seien unter den neuen Bedingungen nicht mehr relevant.