Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett bei der Berlinale

Archivfoto von Jordan Strauss dpa

Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett (53) hat die Figur der Stardirigentin Lydia Tár in ihrem neuesten Film als ihre herausforderndste Rolle bezeichnet. «Alles was ich sagen kann ist, dass ich total, total davon absorbiert wurde», sagte Blanchett am Donnerstag am Rande der Berlinale. «Es hat mich völlig verzehrt.» Über die Rolle hinaus habe das auch an den Fragen gelegen, die der Film behandele. «Es war psychologisch herausfordernd», sagte Blanchett. «Ich denke immer noch darüber nach.» Wenn man sich so intensiv und lange mit einer Figur beschäftige, würden Teile von ihr immer bei einem bleiben, zeigte sich Blanchett überzeugt. «Der Schutt oder die Reste bleiben bei dir. Und das ist die Freude an dem, was ich tue, dass man sich durch diese Rollen erweitert fühlt.»

In dem Film «Tár» spielt Blanchett die (fiktive) Chefdirigentin Lydia Tár, die als erste Frau einem weltberühmten Berliner Orchester vorsteht und auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ist. Doch sie missbraucht ihre Macht und verliert zunehmend die Kontrolle über ihr Leben. Für ihre Rolle wurde Blanchett bereits mit Preisen überhäuft. Bei den Filmfestspielen in Venedig, den Golden Globes und den Baftas (Britische Filmpreise) gewann sie jeweils die Auszeichnung für die beste Hauptdarstellerin, bei den Oscars gilt sie als Favoritin.

Es gibt aber auch kritische Stimmen. Die US-amerikanische Dirigentin Marin Alsop etwa störte sich daran, dass ausgerechnet eine Frau in einer Führungsrolle zur Täterin gemacht wird.

Regisseur Todd Field sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Figur habe seiner Ansicht nach weiblich sein müssen. Bei dem Film gehe es nicht um klassische Musik, sondern um Macht und wie sie funktioniere. «Es geht darum, wie konsequent menschliches Verhalten hierarchisch ist und ob es männlich, weiblich oder was auch immer ist», erklärte Field. «Es geht um das Tier in uns.» Bei einem Mann hätte jeder «aus gutem Grund» schon eine Meinung gehabt. Dann wäre es schwierig gewesen, «die Macht selbst zu betrachten».

«Tár», der auch in Berlin und Dresden gedreht wurde, ist im Programm der Berlinale, am 2. März startet der Film in den deutschen Kinos.

In Regisseur Todd Field und Schauspielkollegin Nina Hoss, die im Film Blanchetts Partnerin und Konzertmeisterin spielt, habe sie verwandte Seelen gefunden, sagte die Schauspielerin. Die Arbeit sei das Berauschendste gewesen, das sie je gemacht habe.

Das Film-Orchester wurde von den Dresdner Philharmonikern gespielt. Im Film spricht Blanchett bei den Proben mit dem Orchester auch Deutsch. Das sei ihre Idee gewesen, sagte Blanchett. «Ich habe in den ersten Wochen zu Todd gesagt, das muss auf Deutsch sein.» Eine befreundete Opernsängerin habe sie dann mit einer Frau zusammengebracht, die Opernsängern, die kein Deutsch sprechen, hilft, Wagner zu singen. «Sie war so großartig. Sie kannte alle musikalischen Phrasen», schwärmte Blanchett.

Seit den Dreharbeiten nehme sie Musik anders wahr. Als sie auf der High School war, habe sie bei einer Freundin, deren Vater Opernkritiker war, zu Mittag gegessen. «Und es war still. Man konnte die Uhr hören», erzählte Blanchett. Als sie das angesprochen habe, habe er gesagt: «Im Hintergrund darf keine Musik gehört werden. Man beschäftigt sich mit Musik.» Wenn sie jetzt eine Platte auflege, sitze sie da und höre sie sich an. «Ich höre verschiedene Dinge, die ich vorher nicht hören konnte, weil ich auf eine etwas andere Art und Weise zugehört habe.»