Neue Projekte zur medizinischen Versorgung an der Charité

Neue Projekte zur medizinischen Versorgung an der Charité. Foto: pixabay

Neue Konzepte der gesundheitlichen Versorgung erproben, um die Regelversorgung in Deutschland innovativ weiterzuentwickeln – dieses Ziel verfolgen die Projekte im Bereich Neue Versorgungsformen. Die Charité – Universitätsmedizin Berlin leitet jetzt drei neue solcher Vorhaben. Darüber hinaus ist sie an drei weiteren als Partnerin beteiligt. Der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) fördert diese Projekte im Modul der Neuen Versorgungsformen mit einer Summe von jeweils drei bis neun Millionen Euro für eine Laufzeit von drei bis vier Jahren. Der Innovationsausschuss hat insgesamt 17 neue Vorhaben bewilligt, an sechs davon ist die Charité beteiligt. Die drei Projekte unter Charité-Leitung entwickeln und evaluieren innovative Versorgungsmodelle in den Themenbereichen: Neurodermitis, kooperative Betreuung ambulant Pflegebedürftiger sowie Menstruationsschmerzen und Endometriose.

Im Fokus der neuen Vorhaben stehen Elemente der Digitalisierung, der Telemedizin sowie der transsektoralen Zusammenarbeit. Bei erfolgreicher wissenschaftlicher Evaluation können die Projekte als neue Versorgungsform in die Regelversorgung überführt werden. Seit 2016 fördert der G-BA mit den Mitteln des Innovationsfonds Projekte, die über die bisherige Gesundheitsversorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland hinausgehen. Bislang wurden 40 Projekte der medizinischen Versorgung unter Leitung der Charité bewilligt, davon 24 im Bereich Versorgungsforschung und 16 im Bereich Neue Versorgungsformen.

Prof. Dr. Christoph Heintze, Sprecher der Plattform – Charité Versorgungsforschung, erklärt: „Die neu geförderten Projekte zeigen sehr deutlich, dass Telemedizin und digitale Anwendungen als Erweiterung der bestehenden Versorgungsformen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Diese Angebote haben das Potenzial, die intersektorale Versorgung durch die verschiedenen Leistungserbringer zu erleichtern und unsere Patientinnen und Patienten noch stärker am Behandlungsprozess zu beteiligen. Der Erfolg von so vielen Forschungsgruppen der Charité zeigt, dass unsere Expertise im Bereich Versorgungsforschung bei einer Vielzahl von Fragestellungen einen wertvollen Beitrag leisten kann."

Neue Versorgungsformen mit Charité-Leitung

ADCompanion
In „ADCompanion" steht die telemedizinische Betreuung von Patientinnen und Patienten mit Neurodermitis im Mittelpunkt. AD ist die Abkürzung für Atopische Dermatitis – auch bekannt als Neurodermitis, Companion steht für Begleiter. Das Projektteam möchte Betroffenen Zugang zu validierten Schulungsmaterialien sowie individuellen Beratungen ermöglichen – und das unabhängig von ihrem Standort. Dieses digitale Versorgungsmodell soll insbesondere Personen aus strukturschwachen Regionen im Umgang mit der Erkrankung unterstützen und das bisherige Angebot der Präsenzschulungen ergänzen. So soll nicht nur das aktuelle Krankheitsbild, sondern auch die langfristige Perspektive der Erkrankung sowie die allgemeine Lebensqualität verbessert werden.

Im Einzelnen umfasst „ADCompanion" eine Smartphone-App, die Schulungsmaterialien enthält und die Aufzeichnung von Symptomen und Krankheitsauslösern ermöglicht. Weiterhin gibt es individuelle Beratungen zu den Themen (Haut-)Pflege, Ernährung und psychosoziale Aspekte rund um die Erkrankung. Die Beratungen werden von qualifizierten Fachkräften per Video durchgeführt. Die Forschenden werden zwei Patientengruppen vergleichen: die eine wird leitliniengerecht in der Regelversorgung inklusive der bisherigen Präsenzschulungen behandelt, während die andere neben der ärztlichen Versorgung die digitalen Angebote erhält. Sollte das telemedizinische Konzept zu einer vergleichbaren Verbesserung des Krankheitsbildes führen wie die Präsenzschulungen, könnte es diese in Zukunft sinnvoll ergänzen