Energiekrise gefährlicher für Frauen: Frankfurter Nachtclub reagiert

Energiekrise gefährlicher für Frauen: Frankfurter Nachtclub reagiert - Foto: Pexels

Die Engergie-Einsparungsverordnung ist in Kraft: Das heißt für viele deutsche Städte das Licht in Schaufenstern und digitale Reklame vor dem Ladengeschäft bleibt aus. Seit der Zeitumstellung ist das noch spürbarer -  vor allem für Frauen, wie eine aktuelle Umfrage des BKA (Bundeskriminalamts) zeigt. Mehr als die Hälfte gaben dabei an, sich nachts ohne Begleitung nicht sicher zu fühlen. Ein Thema das besonders Veranstalter und Betreiber in der Clubszene betrifft. Und der Hilfeschrei ist offenbar angekommen. Bundesweite Kampagnen zur Prävention von sexuellen Übergriffen beim Feiern und zahlreiche Initiativen von engagierten Nachtgastronomen sollen helfen. Clubbesitzer Bastian Bernhagen erzählt was wichtig ist, um den Gästen ein sicheres Gefühl beim Feiern zu geben und warum er noch einen Schritt weitergeht und jeden Gast vom Sicherheitspersonal bis zum geparkten Auto bringen lässt.

Ist Deutschland sicher? Auch wenn die Antwort darauf meist ja lautet, sieht die gefühlte Realität für Frauen oft anders aus. Laut einer aktuellen Umfrage des BKA hat mehr ein Drittel der Befragten Angst im Dunklen ohne Begleitung den Nachhauseweg anzutreten oder die Öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen. Während dies im Winter für fast niemanden zu vermeiden ist, müssen sich Bars und Nachtclubs das ganze Jahr über mit der nächtlichen Sicherheitsthematik befassen. „Dass sich so viele Frauen nicht sicher fühlen, zeigt, dass es hier viel zu tun gibt. Wir in der Nachtgastronomie dürfen uns nicht aus der Verantwortung ziehen“, erklärt Bastian Bernhagen, Geschäftsführer des Gibson Club in Frankfurt am Main. Er sieht einen dringenden Bedarf an einem Diskurs über Sicherheit in der deutschen Feierszene an sich und erklärt was Clubs und Gesetzgeber tun können, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen und tatsächlich Straftaten zu minimieren. In seinem Club gibt es neben strenger Selektion der Gäste auf Wunsch auch Begleitschutz zum Taxi, dem geparkten Auto oder der nächsten Bahnstation.

Keine großen Männergruppen erlaubt

Eine Studie der Hochschule Merseburg ergab, dass 97 Prozent von rund 2.000 befragten Frauen bereits eine Form sexueller Belästigung erlebt haben, sei es im Club oder im Alltag. Ungewollte Berührungen oder blöde Sprüche gehören für sie zum Feiern oft dazu. Wie sicher ein Nachtclub ist, hängt dabei in erster Linie mit dem Publikum zusammen. „Will man es runter brechen, kann man zwei Hauptsäulen identifizieren, die entscheidend zur gefühlten Sicherheit beitragen“, so Bernhagen. Das eine sei die berühmte Mischung der Gäste, daher sollten an der Türe nur sehr erfahrene Selekteurinnen oder Selekteure zugange sein. „Große Männergruppen oder bereits beim Einlass betrunkene Gäste können für unsere weiblichen Gäste eine unangenehme Atmosphäre schaffen – das versuchen wir strickt zu vermeiden“, erklärt der Gastronom. Grundsätzlich muss die Balance stimmen, also etwas mehr Frauen als Männer im Club sein. Das andere sei das stationsbasierte Arbeiten der Sicherheitsmitarbeiter. So sollte jeder Club strategische Punkte im Laden identifizieren, an denen Securities platziert werden. Von diesen aus, ist im besten Fall jeder Bereich im Club während des Betriebes überwacht und für die Gäste sichtbar.

Persönlicher Begleitschutz für jeden Gast

Die aktuelle Befragung zum Sicherheitsgefühl zeigt allerdings: Für die meisten Frauen ist nicht der Clubbesuch der Grund zur Sorge, sondern der Weg nach Hause. Bernhagen sieht sich in der Pflicht: „Wir haben gemerkt, dass Sicherheit für jeden Gast ein subjektives Gefühl ist. Für die eine ist die Zeil um vier Uhr morgens eine Einkaufsstraße mit Nachtschwärmern, für den anderen ein gefürchteter Spießrutenlauf.“ Insbesondere für diese Gäste habe er ein System entwickelt, um einen angenehmen Clubabend inklusive des Nachhausewegs zu ermöglichen. Dabei werden beim Eingang Karten verteilt, die bei Bedarf einfach 20 Minuten bevor man gehen möchte an eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter an der Bar oder dem Tischservice  gegeben werden kann. So kann sichergestellt werden, dass alle, die sich unsicher fühlen eine Begleitung zum geparkten Auto oder dem nächsten Taxistand bekommen. „Aktuell nutzen rund fünf Prozent unserer Gäste den neuen Service – meistens sind das Frauen. Wir würden uns allerdings wünschen, dass sich jeder beim Feiern sicher fühlt und wir derartige Systeme gar nicht erst benötigen“, führt Bernhagen fort.

Körperliche Gewalt gegen Frauen nimmt zu

Fragt man den Szenegastronom, ob er das Gefühl hat, dass es für Frauen im Nachtleben gefährlicher geworden ist, zeigt sich die ungute Realität: Wir beobachten definitiv, dass die Hemmschwelle körperliche Gewalt wegen Kleinigkeiten auch Frauen gegenüber gesunken ist.“ Für Nachtclubs und Bars ist es also ratsam mit dem nächstgelegenen Polizeirevier eng zusammenzuarbeiten. Von der Exekutive wünscht sich Bernhagen allerdings eine noch höhere Streifenpräsenz in der Nacht und den Abendstunden. Für mehr Sicherheit im Nachtleben sollen auch die bundesweite Kampagne des Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration „nachtsam. Mit Sicherheit besser feiern“ sorgen. Hier können sich Clubs, Bars und Einrichtungen registrieren und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Prävention gegen sexuelle Belästigung und Übergriffe schulen lassen. Gibson Club.