Charité- Wie lässt sich erneutes Entstehen von Metastasen verhindern?

Charité- Wie lässt sich erneutes Entstehen von Metastasen verhindern? Symbolfoto: pixabay

Berlin, 21.10.2021-: Rückfälle nach einer Entfernung von Metastasen schränken die langfristig erfolgreiche Behandlung von Darmkrebs oft ein. Daher hat ein interdisziplinäres Team von Ärztinnen und Ärzten unter Leitung der Charité – Universitätsmedizin Berlin die groß angelegte FIRE-9/PORT-Studie initiiert. Ziel der nun startenden klinischen Studie ist es, den Beitrag einer zusätzlichen Chemotherapie zum Therapieerfolg bei Patientinnen und Patienten – nach erfolgreicher Behandlung von Metastasen – zu untersuchen und eine Standardtherapie zu etablieren. Auf diese Weise sollen sich Rückfälle verzögern oder ganz vermeiden lassen. Die Studie wird durch das Programm „Klinische Studien" der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 2,9 Millionen Euro zunächst für drei Jahre gefördert. 

Unter Darmkrebs versteht man bösartige Tumoren des Darms – meist so genannte kolorektale Karzinome. Darmkrebs gehört zu den drei häufigsten Krebserkrankungen bei Männern und Frauen in Deutschland und bleibt – trotz aller Fortschritte bei Diagnose und Behandlung – eine der häufigsten krebsbedingten Todesursachen. Etwa die Hälfte der Betroffenen erleidet im Erkrankungsverlauf eine Metastasierung. Die dabei entstehenden Tochtergeschwülste der Tumoren können –  sofern frühzeitig erkannt – entfernt werden, kehren aber häufig wieder. Um die Heilungsaussichten von Patientinnen und Patienten nach der Entfernung von Metastasen – beispielsweise aus der Leber oder der Lunge – langfristig zu verbessern, ist eine Optimierung der Therapiestrategie nötig. Die klinische Studie mit dem Titel „Additive Therapie nach Entfernung von Metastasen eines kolorektalen Karzinoms" setzt hier an, um die Wirksamkeit einer unterstützenden Chemotherapie zu untersuchen.

„Von der FIRE-9/PORT-Studie erwarten wir aufgrund Ihrer Größe eine bedeutende Aussagekraft, aber auch eine große Herausforderung. Es wird die erste Studie sein, die eine so große Anzahl von Patientinnen und Patienten mit dieser Fragestellung adressiert: Wie sieht die optimale Behandlung aus, um eine Neuentstehung von Metastasen zu verhindern?", erklärt Prof. Dr. Dominik Paul Modest, Studienleiter und Oberarzt an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie am Campus Virchow-Klinikum der Charité. „Insofern wird die Studie – unabhängig vom Ausgang – einen zukünftigen Versorgungsstandard aufzeigen."

In die aktuelle Phase III-Studie sollen insgesamt 507 Patientinnen und Patienten eingeschlossen werden. Sie werden entweder über sechs Monate hinweg eine chemotherapeutische Behandlung mit einer Kombination gebräuchlicher Medikamente erhalten, oder in der Kontrollgruppe ohne unterstützende Behandlung regelmäßig onkologisch überwacht werden. Eine begleitende Translationsstudie wird die klinischen Erkenntnisse unterstützen. Dazu sollen DNA-Mutationen und die Genexpression in den entfernten Tumoren charakterisiert sowie fortlaufend Tumormarker und im Blut zirkulierende Tumor-DNA untersucht werden. Prof. Modest verweist auf die Vorteile einer solchen Kombination aus klinischer Studie und Begleitforschung: „Auf diese Weise können wir idealerweise einen Behandlungsstandard etablieren und gleichzeitig die Untergruppen von Patientinnen und Patienten identifizieren, die am meisten oder am wenigsten von der Therapiestrategie profitieren." 

Gastartikel/Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin