Charité- Neue Leitung der Klinik für Infektiologie und Pneumologie

Bild: Prof. Dr. Martin Witzenrath. Foto: Wiebke Peitz

Die Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin wird seit April gemeinsam von Prof. Dr. Martin Witzenrath und Prof. Dr. Leif Erik Sander geleitet. Dabei übernimmt Prof. Witzenrath die W3-Professur für Pneumologie der Charité sowie die Ärztliche Leitung des CharitéCentrums 12 für Innere Medizin und Dermatologie. Prof. Sander übernimmt die W3-Professur für Infektiologie der Charité sowie die Arbeitsgruppe für personalisierte Infektionsmedizin am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH). Prof. Dr. Norbert Suttorp geht als Klinikdirektor in den Ruhestand, bleibt der Charité jedoch als Seniorprofessor erhalten.  

Prof. Witzenrath ist seit 2012 Professor für Pneumologie (Lungenheilkunde) an der Charité und war seit 2017 stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie. Seine klinischen Schwerpunkte sind die Lungenheilkunde und die Infektiologie sowie die Beatmungs- und Intensivmedizin. Zu den wissenschaftlichen Interessen gehören Lungenentzündungen, Erkrankungen der Lungengefäße, akutes Lungenversagen sowie die Beatmungsmedizin. „Mein Ziel war es seit Beginn meiner Tätigkeit an der Charité, translationale pneumologische Forschung von Erkrankten zum Molekül und zurück zu ermöglichen. Dank eines großartigen und systemmedizinisch orientierten Teams können wir verschiedene Mechanismen experimentell untersuchen und Therapiemöglichkeiten in klinischen Studien prüfen. Der besondere Reiz und ein Teil des Erfolgs liegt in der Vernetzung mit exzellenten Vertreter:innen anderer Disziplinen der Charité und im internationalen Umfeld", erklärt Prof. Witzenrath. Zudem betont er: „Die Pneumologie als großes klinisches Fach der Inneren Medizin behandelt Patient:innen mit vielen unterschiedlichen akuten und chronischen Erkrankungen. Unser Anspruch ist es, an allen drei bettenführenden Charité-Campus die pneumologische Versorgung auf höchstem Niveau zu gewährleisten und zugleich den individuellen Menschen stets im Mittelpunkt zu sehen." 

Während der Corona-Pandemie ist Prof. Witzenrath eng in die Versorgung der COVID-Patient:innen und die Forschungsaktivitäten der Charité eingebunden. Zudem ist der Internist einer der Sprecher des Charité/BIH COVID-19 Research Board. Das Research Board wurde im März 2020 ins Leben gerufen, um die Forschungsprojekte von Charité und BIH zu koordinieren. Dabei werden Wissenschaft und Krankenversorgung noch intensiver miteinander vernetzt und der Zugriff auf Forschungsdaten vereinfacht. „In der Pandemie war es für uns als Charité von Anfang an essentiell, gemeinsam mit dem BIH aktiv die Erforschung von COVID-19 voranzutreiben und Therapieoptionen zu prüfen. Hierbei konnten wir an der Charité zahlreiche präklinische und klinische Forschungsprojekte etablieren. Zudem können wir so Ressourcen und Technologien gemeinsam nutzen und Synergien fördern", unterstreicht Prof. Witzenrath.  

Prof. Sander kam 2011 aus den USA an die Charité und hat 2016 die Professur für Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung angetreten. Er beschäftigt sich insbesondere mit der Immunantwort und der Entstehung der schützenden Immunität durch Impfungen und Infektionen. Prof. Sander und sein Team führen seit Beginn der Corona-Pandemie zahlreiche Forschungsprojekte zu COVID-19 durch, beispielsweise zu fehlgeleiteten Immunantworten bei schweren COVID-19-Verläufen, zur Wirkung der COVID-19-Impfung sowie zu Verträglichkeit und Wirksamkeit der sogenannten Kreuzimpfung. Prof. Sander ist Mitglied des Charité/BIH COVID-19 Research Board. Zu den klinischen Schwerpunkten gehören die Behandlung und Prävention von Infektionen der Lunge und der Atemwege, hochkontagiöse Infektionen sowie personalisierte Therapien für Infektionskrankheiten. 

„Die Infektiologie ist ein dynamisches Fachgebiet, in dem wir uns regelmäßig mit neuen Krankheiten auseinandersetzen müssen. COVID-19 ist da nur das jüngste Beispiel. Die Infektiologie ist zudem ein klassisches Querschnittsfach, das von der Interaktion mit nahezu allen anderen Fachdisziplinen der Medizin lebt. Diese Interaktion macht es besonders reizvoll. Zudem stehen wir nicht erst seit COVID-19 vor enormen Herausforderungen: Sich wandelnde Ökosysteme, eine zunehmende Bevölkerungsdichte und weltweite Mobilität begünstigen das Auftreten neuer Infektionskrankheiten. Gleichzeitig verlieren viele Antibiotika aufgrund verbreiteter Resistenzen ihre Wirksamkeit gegen alte, bekannte Erreger. Wir haben in der Infektionsforschung gerade im Bereich von modernen Therapien, den sogenannten ‚advanced therapies', einiges aufzuholen. Und natürlich brauchen wir neue Impfstoffe, um Infektionskrankheiten zu verhindern, denn Prävention ist immer besser als Therapie. Genau dieses dynamische Feld, das großartige interdisziplinäre Umfeld der Charité und des BIH – mit der herausragenden Berliner Tradition in der Infektionsmedizin – reizen mich an dieser tollen neuen Aufgabe", erklärt Prof. Sander.

Prof. Suttorp hatte 1999 die Charité-Professur für Infektiologie und die Leitung der Klinik für Infektiologie, ergänzt ab 2005 durch die Pneumologie, übernommen. Ab 2016 war er zudem Ärztlicher Leiter des CharitéCentrums 12 für Innere Medizin und Dermatologie. Prof. Suttorp gilt als prägend für den translationalen Schwerpunkt der Infektiologie und Immunologie an der Berliner Universitätsmedizin. Zudem war er Impulsgeber für die neue Leitungsstruktur: „Infektiologie und Pneumologie – inklusive der internistischen Intensivmedizin – das sind schon zwei sehr große Fächer. Beide Bereiche müssen sich weiterentwickeln – und das selbstständig und vor allem zugleich zusammen. Das schafft ideale Gestaltungs- und Wachstumsbedingungen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Beteiligten gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten können." Er ergänzt: „Ich freue mich daher sehr, dass die Charité mit Martin Witzenrath und Leif Sander zwei hervorragende Persönlichkeiten mit einer hohen klinischen und wissenschaftlichen Kompetenz gewinnen konnte. Darüber hinaus sind sie ausgezeichnete Organisationstalente – und sie verstehen sich gut." 

Prof. Suttorp bleibt als Seniorprofessor Sprecher des Sonderforschungsbereichs Transregio 84 „Angeborene Immunität der Lunge: Mechanismen des Pathogenangriffs und der Wirtsabwehr in der Pneumonie".

Prof. Dr. Martin Witzenrath
Prof. Witzenrath wurde am 5. Juni 1974 in Bietigheim geboren. Nach dem Abitur absolvierte er zunächst eine einjährige Ausbildung zum Pflegehelfer und studierte von 1994 bis 2001 Humanmedizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen, wo er 2004 auch promovierte. Anschließend folgten die Facharztausbildung an der Charité sowie 2010 die Habilitation und der Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie. Prof. Witzenrath ist seit 2012 Professor für Pneumologie (Lungenheilkunde) an der Charité und war seit 2017 stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie. Er ist Fellow der European Respiratory Society, Mitglied des DFG-Fachkollegiums Medizin sowie an verschiedenen DFG- und BMBF-geförderten Konsortien beteiligt. Prof. Witzenrath ist zudem Mitglied der Forschungskommission und Ombudsperson zur guten wissenschaftlichen Praxis in der Charité. 

Prof. Dr. Leif Erik Sander
Prof. Sander wurde am 31. Mai 1977 in Oldenburg geboren. Nach dem Abitur absolvierte er zunächst ein Examen philosophicum an der Universität Oslo (Norwegen) und studierte von 1998 bis 2005 Humanmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Die klinische Ausbildung in Innerer Medizin, Pneumologie und Infektiologie folgte am Universitätsklinikum Aachen und an der Charité. Von 2008 bis 2011 forschte er als DFG-Stipendiat an der Mount Sinai School of Medicine in New York (USA). Nach der Aufnahme in das Emmy Noether-Programm der DFG baute er im Jahr 2012 seine Charité-Arbeitsgruppe auf und erhielt den Theodor-Frerichs-Preis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Die Ernennung zum Professor für Infektionsimmunologie und Vakzinologie der Charité erfolgte 2016. Seit 2021 ist Prof. Sander Mitglied im „ExpertInnenrat der Bundesregierung zu COVID-19".

Klinik für Infektiologie und Pneumologie 
Die Klinik der Charité ist auf die Diagnose und Behandlung von seltenen und komplexen Infektions- und Lungenerkrankungen sowie auf die Beatmungs- und Intensivmedizin spezialisiert. Zur Infektiologie gehören beispielsweise die Behandlung von komplexen und seltenen Infektionen sowie Infektionserkrankungen bei Reiserückkehrern und durch multiresistente Erreger. Zur Behandlung von hochinfektiösen Patient:innen steht die deutschlandweit größte Sonderisolierstation zur Verfügung. Die Infektiologie leitet zudem das multidisziplinäre Antibiotic Stewardship-Team, das Charité-weit antibiotische Therapien prüft und optimal anpasst. Die Expert:innen der Pneumologie versorgen Patient:innen mit Lungenerkrankungen, wie beispielsweise Asthma, COPD oder Lungenfibrose, sowie mit Erkrankungen der Lungengefäße und leiten das Charité-Lungentumorzentrum. Eine besondere Expertise besteht zudem in der Behandlung von Patient:innen vor und nach Lungentransplantationen in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB). Zur Beatmungs- und Intensivmedizin gehört das Weaning-Zentrum für Patient:innen, die eine Beatmung benötigen oder von dieser entwöhnt werden können (Weaning). Dafür stehen eine interdisziplinäre Intensivstation, zwei Intensiv-Beatmungsstationen und das Charité-Zentrum für Außerklinische Beatmung und Sauerstofftherapie (CABS) zur Verfügung. Die interdisziplinäre Intensivstation ist darüber hinaus auf schwerste Lungen- und Infektionserkrankungen, einschließlich des akuten Lungenversagens (ARDS) und extrakorporale Lungenersatzverfahren (ECMO), spezialisiert.