Ein lauter Knall, anschließend Feuer: In der High-Deck-Siedlung in Berlin-Neukölln ist in der Nacht eine Erdgeschosswohnung ausgebrannt. Zuvor hatte es eine Explosion gegeben. Der Bewohner der Wohnung erlitt eine Kopfverletzung und Verbrennungen und wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Weitere 45 Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr vor allem durch den Rauch verletzt. Davon wurden 15 in Krankenhäuser gebracht. Die Zahlen der Polizei wichen leicht ab.
LKA-Spezialisten für Sprengstoffdelikte ermitteln
Die Ursache für die Explosion gegen 3.30 Uhr und den Brand war zunächst unklar. Spezialisten der Kriminalpolizei im Landeskriminalamt (LKA) für Sprengstoffdelikte und Brände ermitteln. Bewohner hätten ein lautes Knallgeräusch gehört, so die Polizei. «Wodurch dieser Knall verursacht worden ist, ist Gegenstand der Ermittlungen», sagte ein Polizeisprecher. Auch ein Unfall werde zunächst nicht ausgeschlossen.
Weitere Knallgeräusche - berstende Fenster?
Während der Löscharbeiten soll es noch weitere Knallgeräusche gegeben haben. Das konnte die Polizei zunächst weder bestätigen noch dementieren. Ein Sprecher der Feuerwehr sagte, das müssten nicht unbedingt Explosionen sein. Durch die Hitze des Feuers könnten auch Fensterscheiben zerbersten.
Das sechsstöckige Mietshaus am Michael-Bohnen-Ring wurde zeitweise komplett evakuiert. Für die Menschen stand ein Kältebus zur Verfügung. Nach einigen Stunden wurden die Wohnungen ab der zweiten Etage wieder freigegeben, die Menschen konnten zurückkehren.
Die High-Deck-Siedlung am Ende der Sonnenallee gilt als sozialer Brennpunkt und geriet in den vergangenen Jahren immer wieder vor allem rund um Silvester in den Fokus. Beim Jahreswechsel 2022/2023 kam es dort zu heftigen Böllereien und Ausschreitungen, ein Bus brannte ab.
Nachbarin hört lauten Knall und sieht Flammen
Ein Bewohner des Hauses sagte der Deutschen Presse-Agentur, er sei durch lautes Piepen, das er zunächst für seinen Wecker gehalten habe, aufgewacht. «Ich bin dann zum Fenster – und habe die Flammen gesehen. Da bin ich vor lauter Schreck erst mal aufgestanden», sagte er. Danach habe er die Wohnungstür geöffnet und gesehen, dass das Treppenhaus bereits stark verraucht gewesen sei. «Dann habe ich die Tür wieder zugemacht und habe gewartet.»
Eine Anwohnerin, die gegenüber wohnt, berichtete, sie sei von einem lauten Knall geweckt worden. Dann habe es schon «lichterloh» gebrannt.
Das Erdgeschoss und die erste Etage in dem sechsstöckigen Gebäude durften zunächst nicht wieder betreten werden. Das Bezirksamt müsse sich um Ausweichmöglichkeiten kümmern, so der Polizeisprecher.
Gefährliches Hantieren mit Böllern und Sprengstoff
Noch ist offen, was zu dem Knall und Feuer in Neukölln führte. In der Vergangenheit gab es in Berlin jedoch mehrfach gefährliche Situationen durch Hantieren mit gefährlichen Substanzen wie Sprengstoff.
Ende Juli wurde ein Jugendlicher bei einer Detonation in einem Mietshaus in Marzahn schwer verletzt. Der 17-Jährige hatte laut Polizei mit explosivem Pulver hantiert. Spezialisten der Kriminaltechnik fanden in der Wohnung sprengstoffverdächtige Substanzen. Drei Häuser wurden damals stundenlang evakuiert.
In der Wohnung eines 35-jährigen Mannes in Spandau stellte die Polizei rund 200 Kilogramm illegales Feuerwerk sicher. Der Mann wurde im September vom Amtsgericht wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz sowie des Verstoßes gegen das Waffengesetz zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. «Bei diesen Mengen hätte eine Kippe gereicht und die ganze Bude wäre in die Luft geflogen», sagte die Richterin bei der Urteilsverkündung.