Unter dem imposanten Glasdach des Humboldt Carré wurde heute über Zukunftsfragen gesprochen, die längst keinen Aufschub mehr dulden: Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit und die digitale Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen. Beim Mittelstand-Digital Kongress 2025 stand alles im Zeichen der Frage, wie Deutschlands Mittelstand den nächsten Technologiesprung bewältigen kann. Den Auftakt machte Gitta Connemann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung. Ihr Grußwort war zugleich Standortbestimmung und Weckruf: Der Mittelstand stehe „vor einem Fenster, durch das er hinausschauen kann, aber oft noch keinen Zugang findet“. Digitalisierung sei nicht nur ein Trend, so Connemann, sondern „ein Strukturwandel von der Tragweite der Industrialisierung“.
Digitalisierung als neue wirtschaftliche Überlebensfrage
Connemann betonte, wie stark die wirtschaftliche Dynamik von der digitalen Leistungsfähigkeit abhängt. Zwar verbesserten sich laut jüngstem Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen die Prognosen leicht, doch im europäischen Vergleich bleibt Deutschland zurück. Der Mittelstand müsse deshalb „alle Chancen nutzen“, um wettbewerbsfähig zu bleiben. KI spiele dabei eine zentrale Rolle: Sie könne Prozesse beschleunigen, neue Geschäftsmodelle ermöglichen und Ressourcen effizienter nutzbar machen. Es gibt aber auch ein strukturelles Problem: Viele KMU hätten zwar Interesse an KI-Lösungen, aber auch Berührungsängste, kulturelle, fachliche oder schlicht ressourcenbedingte. „Nicht jeder Betrieb kann diese Transformation alleine stemmen.“
Cybersicherheit: Vom Randthema zur Führungsaufgabe
Ein deutlicher Schwerpunkt galt der Cybersicherheit. Die Zahlen, die sie nannte, sind alarmierend: Laut einer aktuellen Bitkom-Studie belief sich der Schaden durch Cyberangriffe im vergangenen Jahr auf über 200 Milliarden Euro. Betroffen seien längst nicht mehr nur Konzerne. Immer häufiger treffe es innovative Mittelständler, oft mit direkter Wirkung auf ganze Lieferketten. „Cybersicherheit ist der Sicherheitszaun um das virtuelle Betriebsgelände und sie ist eine dauerhafte Führungsaufgabe,” so Connemann.
Mit der europäischen KI-Verordnung, der NIS2-Richtlinie und dem kommenden deutschen Umsetzungsgesetz zum Jahreswechsel sollen klare Leitplanken für Rechtssicherheit und IT-Resilienz geschaffen werden.
Energiewende trifft Digitalkompetenz: FIV.Energy im Dialog
Unter den Branchenvertreter vor Ort war auch Jan Scheller von FIV.Energy, einem Unternehmen, das Digitalisierung, Energiewende und neue Industrieanforderungen zusammenführt. Im Austausch am Rande des Kongresses wurde klar, wie stark Energie-, Bau- und Infrastrukturwirtschaft auf verlässliche Datenräume, automatisierte Prozesse und robuste Cybersicherheit angewiesen sind. Scheller betonte, dass digitale Resilienz in Energieinfrastruktur und Quartieren zunehmend eine Grundvoraussetzung für Marktstabilität und Projektentwicklung wird. Ein Thema, das in Zukunft sicher noch stärker in die politische Debatte rücken wird.
Und ja, die Debatte über KI und Cybersicherheit verändert sich. Es geht nicht mehr um die Frage ob, sondern wie schnell der Mittelstand digitale Strukturen aufbauen kann. Deutschland steht vor einem Technologiesprung. Doch wenn die richtigen Unterstützungsinstrumente greifen, könnte dieser Sprung gelingen und der Mittelstand bleibt, was er ist: das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.