Über das Abo fürs Auto: flexibel oder riskant?

ARAG Experte Tobias Klingelhöfer über den neuen Trend zum Auto auf Zeit. Foto: ARAG

Flexibel mobil sein, ohne sich langfristig zu binden – dieser Trend hat längst die Automobilbranche erreicht. Daher werden Auto-Abos immer beliebter: Mehr als 40.000 Menschen nutzen sie bereits und in den nächsten fünf Jahren könnte die Millionen-Marke erreicht werden. Welches die Vor- und Nachteile eines Auto-Abos sind und welche Unterschiede es im Vergleich zu klassischen Abonnements etwa bei Zeitschriften oder Streamingdiensten gibt, erklärt ARAG Experte Tobias Klingelhöfer.

Wie funktioniert ein Auto-Abo?
Tobias Klingelhöfer: Ein Auto-Abo ist im Prinzip eine Art Mietvertrag auf Zeit. Der Anbieter bleibt Eigentümer und Halter des Fahrzeugs und der Kunde nutzt es für eine festgelegte monatliche Gebühr. Diese Gebühr beinhaltet in der Regel Kfz-Steuer, Versicherung, Wartung, Inspektionen und oft sogar den Reifenwechsel. Nur die Kosten für das Tanken oder Laden trägt der Nutzer selbst. Damit unterscheidet sich das Auto-Abo vom Leasing, wo es meist zusätzliche Kosten für Versicherung oder Wartung gibt, und erst recht vom Kauf, bei dem sämtliche Risiken und Wertverluste beim Käufer liegen.

Gibt es gibt einen wichtigen Unterschied zum klassischen Abo, wie beispielsweise für Zeitschriften?
Tobias Klingelhöfer: Während ein Abo oft automatisch endet oder sich mit wenigen Klicks kündigen lässt, läuft das beim Auto-Abo anders: Hier gibt es feste Laufzeiten, häufig sechs, zwölf oder 24 Monate, oder flexible Modelle mit monatlicher Kündigungsoption. Je nach Anbieter können die Bedingungen allerdings stark variieren.

Darf jeder ein Auto-Abo abschließen?
Tobias Klingelhöfer: Sehr junge Fahrer nicht unbedingt. Meist gilt ein Mindestalter, das zwischen 21 und 25 Jahren liegt. Und junge Nutzer erhalten dann manchmal nur Fahrzeuge mit wenig PS und haben eine höhere Selbstbeteiligung. Zudem kann vereinzelt auch ein Höchstalter von 75 Jahren festgelegt sein. Aber auch wenn das entsprechende Alter passt, muss manchmal nachgewiesen werden, dass man den Führerschein bereits drei oder gar fünf Jahre besitzt.

Welche Leistungen beinhaltet ein Auto-Abo und worauf müssen Abonnenten achten?
Tobias Klingelhöfer: Die monatliche Abo-Rate klingt nach Rundum-sorglos-Paket, doch ich rate trotzdem dazu, genau zu prüfen, was tatsächlich enthalten ist. Versicherung, Steuer und Wartung sind Standard. Doch es kann Unterschiede z. B. bei der Reifenwahl, bei Inspektionen oder einem Ersatzwagen im Schadensfall geben. Auch der Kilometerumfang spielt eine große Rolle. Wie bei den meisten Leasingverträgen, legen die Anbieter oft ein monatliches oder jährliches Fahrleistungslimit fest. Wer mehr fährt, muss für jeden zusätzlichen Kilometer zahlen. Und das kann teuer werden. Eine Erstattung für nicht genutzte Kilometer gibt es dagegen fast nie.

Wie sieht es mit Versicherung, Haftung und Schäden aus? Wer trägt die Kosten?
Tobias Klingelhöfer: Im Schadensfall greift die Versicherung, die im Abo enthalten ist. Allerdings gilt fast immer eine Selbstbeteiligung, die in der Regel zwischen 500 und 1.000 Euro liegt. Verursacht der Nutzer einen Unfall, bei dem das Fahrzeug beschädigt wird, trägt er diesen Eigenanteil selbst. Bei grob fahrlässigem oder vorsätzlichem Verhalten kann der Anbieter die Kosten teilweise oder vollständig auf den Nutzer abwälzen. Auch wenn das Fahrzeug unsachgemäß behandelt oder beschädigt zurückgegeben wird, können zusätzliche Kosten entstehen.

Was muss bei der Rückgabe eines Abo-Fahrzeugs beachtet werden?
Tobias Klingelhöfer: Ähnlich wie wir es von Mietwagen-Anbietern kennen, prüft auch der Abo-Anbieter das Fahrzeug bei Rückgabe genau. Normale Gebrauchsspuren gelten dabei als akzeptabel, doch darüber hinausgehende Schäden werden dem Abonnenten in Rechnung gestellt. Die Beurteilung erfolgt meist durch ein Übergabeprotokoll oder ein Gutachten. Um Streitigkeiten zu vermeiden, sollten Abonnenten schon bei der Übernahme des Fahrzeugs selbst Fotos und ein Protokoll anfertigen.

Gibt es Preisfallen und versteckte Kosten? Wenn ja, wo?
Tobias Klingelhöfer: Auf den ersten Blick wirken Auto-Abos transparent, da die monatliche Rate viele Leistungen umfasst. Doch im Detail können zusätzliche Kosten lauern. Neben der unter Umständen teuren Berechnung der eben erwähnten Mehrkilometer, können Reinigungskosten, einmalige Gebühren für Lieferung, Abholung und Anmeldung des Fahrzeugs oder Bearbeitungskosten bei Vertragsänderungen hinzukommen. Zudem verlangen einige Anbieter eine Kaution, die erst nach Rückgabe und Zustandsprüfung erstattet wird. Wer ins Ausland fahren möchte, sollte den Vertrag genau prüfen, denn nicht jedes Abo erlaubt Fahrten außerhalb Deutschlands oder der Europäischen Union. Wer sich nicht daran hält, riskiert den Versicherungsschutz.

Was müssen Nutzer zu Vertragslaufzeit, Verlängerung und Kündigung wissen?
Tobias Klingelhöfer: Ein wesentlicher Unterschied zu klassischen Abos liegt in der Vertragsbindung. Viele Auto-Abos haben eine feste Laufzeit, die sich nicht ohne Weiteres verkürzen lässt. Eine vorzeitige Kündigung ist meist nur in Ausnahmefällen möglich. Dank des Gesetzes für faire Verbraucherverträge aus dem Jahr 2022 dürfen Anbieter eine automatische Verlängerung nur noch auf unbestimmte Zeit vorsehen. Das bedeutet, Verbraucher können nach Ablauf der Mindestlaufzeit jederzeit mit einer Frist von höchstens einem Monat kündigen. Eine stillschweigende Verlängerung um weitere sechs oder zwölf Monate ist unzulässig.

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