Gänsekeulen und Geschenke stehen bereit, 40 Köche, 180 Helfer und Prominente werden erwartet. In wenigen Tagen können sich etwa 2.500 obdachlose und bedürftige Menschen in Berlin wieder auf ein ungewöhnliches Weihnachtsfest freuen. Für sie öffnet der Sänger und Entertainer Frank Zander (83) am 22. Dezember die Türen des Estrel Hotels. Was 1995 mit einem kleinen Essen für 300 Menschen begann, ist heute das größte Weihnachtsfest seiner Art in Berlin. Und Zander hilft auch über Weihnachten hinaus.
«Wir machen das, weil wir ein Herz haben»
«Wir wollen das. Wir machen das einfach, weil wir ein Herz haben», sagt der 83-Jährige mit Blick auf die Weihnachtsfeier am Rande eines Besuchs in den Räumen der Kältehilfe der Caritas in Berlin-Wedding, die er ebenfalls unterstützt. «Gefragt zu werden - das hilft uns auch, am Leben zu bleiben. Sonst geht man schnell unter. Ich habe so viele Titel, Musik und Sendungen gemacht, aber diese Obdachlosenhilfe ist die Nummer eins», erklärt Zander, der maßgeblich von Sohn Marcus unterstützt wird.
Vor Jahren habe er in der Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo Geld für Obdachlose gespendet. «Da wurde ich gefragt, ob ich nicht auch einmal eine Veranstaltung organisieren könne», erinnert er sich an die Anfänge der Weihnachtsfeier. «Wir waren zuerst in Diesersdorf, dann im Haus der Kulturen der Welt, im Berliner Congress Center BCC und danach im Estrel Hotel. Inhaber Ekkehard Streletzki hat uns versprochen, dass wir dort so lange feiern können, wie wir wollen und wir nehmen ihn da gern beim Wort», ergänzt Sohn Marcus lachend.
Mehr als nur ein Essen
Das Fest bietet weit mehr als ein Essen. Neben Gänsebraten, Rotkohl und Klößen gibt es Hygieneartikel, warme Kleidung, Schlafsäcke, Tierfutter und kostenlose Haarschnitte von Schülern einer Berufsschule für Friseure. Prominente Künstler, Sportler, Schauspieler und Politiker servieren gemeinsam mit anderen Freiwilligen.
Besonders bewegend sind für Zander die Begegnungen am Einlass: «Wenn mich Menschen begrüßen und mir dankbar auf die Schulter klopfen - das geht tief. Wenn sie sagen: "Mensch Zander, bleiben Sie gesund. Wir brauchen Sie", das ist toll. Das ehrt uns alle», erzählt Frank Zander. «Auch, wenn ich die Leute am Tisch begrüße, kommt da ehrlicher Applaus. Bei Auftritten weiß man nicht: Ist das echt oder nicht? Aber bei der Weihnachtsfeier ist es immer echt», so der Sänger.
Hilfe über Weihnachten hinaus
Um über die Feier hinaus Hilfe zu ermöglichen, gründete Zander gemeinsam mit der Caritas im vergangenen Jahr die Frank Zander Stiftung. «Das Engagement von Frank Zander ist genial. Das Tolle ist ja, dass er uns ganzjährig unterstützt. Wir konnten das Arztmobil einrichten. Er unterstützt die Ambulanz am Zoo, hilft uns auch beim Streetwork-Café», sagt Ulrike Kostka, Vorstandsvorsitzende des Caritasverbands für das Erzbistum Berlin. «Frank Zander zieht andere Leute mit. Es gibt auch ganz viele andere Menschen, die spenden und ehrenamtlich helfen - prominente und nicht prominente. Viele Menschen haben ein großes Herz», so Kostka.
Kurzer Urlaub für Menschen, die es schwer haben
Dank dieser Hilfe kann die Kältehilfe-Einrichtung in der Residenzstraße im Wedding über Weihnachten ganztägig geöffnet bleiben. Normalerweise müssen die Menschen die Räume nach einer Übernachtung wieder verlassen und können erst abends zurückkommen. Die ganztägige Öffnung ermöglicht ihnen, sich ein wenig zu erholen. «Für manche ist das hier im Winter auch ein Stückchen zu Hause, sie wissen, dass sie nicht sofort wieder wegmüssen. Es ist ein kleiner Weihnachtsurlaub für Menschen, die es das ganze Jahr extrem schwer haben», so Kostka.
Besonders emotionale Zeit
«Weihnachten ist für unsere Klienten immer eine besonders emotionale Zeit. Für viele ist es das einzige Mal im Jahr, dass sie ausschlafen können, ohne Sorge, dass sie wieder wegmüssen. Viele sind sehr erleichtert und dankbar, dass sie Weihnachten hier sein können», sagt Joseph Salim, Leiter der Kältehilfe-Einrichtung. Weihnachten sei gerade für Menschen ohne Zuhause oft eine emotional schwierige Zeit. «Aber es ist auch eine Zeit der Gemeinschaft, es ist Zeit, sich auszutauschen, Karten zu spielen, Filme zu schauen. Das sind einfach wertvolle Momente, die im Alltag von Wohnungslosen in Berlin nur selten vorkommen», so Salim.
«Die Kleiderkammer unterstützt Frank Zander mit Sachspenden, wie etwa mit Schlafsäcken oder Rucksäcken, mit Dingen, die man als obdachloser Mensch so braucht. 18.000 Menschen kommen jährlich in unsere Kleiderkammer und werden versorgt», berichtet Theresa Hentschel-Boese von der Teamleitung Ehrenamt bei der Caritas. Die Hilfe kommt allerdings nicht immer nur von einer Seite: In diesem Jahr gibt die Caritas 1.500 Zahnbürsten aus einer Spende für die Weihnachtsfeier der Zanders. «Manchmal haben wir zu viel und geben es ab», sagt Ulrike Kostka. «Und wir haben bereits die Zahncreme dazu», ergänzt Marcus Zander.