Die Lage beim Waldbrand in der Gohrischheide an der Grenze zwischen Sachsen und Brandenburg wird dramatischer. Immer mehr Menschen müssen vor den Flammen und dem Rauch flüchten und in Sicherheit gebracht werden.
Für drei Gemeinden in der Region wurde wegen des Waldbrandes Katastrophenalarm ausgelöst. Betroffen sind laut Warnapp Nina die Gemeinden Zeithain und Wülknitz sowie die Stadt Gröditz. Dies bedeutet vor allem, dass die Kräfte der jeweils zuständigen Behörden gebündelt werden.
Bis zum Mittag mussten nach Angaben des Landratsamtes Meißen zwei Ortschaften evakuiert werden. Am Nachmittag durften zumindest die Bewohner des Zeithainer Ortsteils Neudorf wieder in ihre Häuser. Die Lage in diesem Gebiet ist nach Angaben des Landratsamtes Meißen unter Kontrolle und die Evakuierung aufgehoben, hieß es über die Warnapp Nina.
Die Zahl der Einsatzkräfte aus beiden Ländern wurde inzwischen auf mehr als 500 aufgestockt. Bei dem Ausmaß des Brandes gehen die Angaben weit auseinander: Das Landratsamt berichtete am Donnerstag zunächst von 200 Hektar. Nach Angaben von Feuerwehrleuten vor Ort soll der Brand jedoch eine Fläche von rund 1.000 Hektar umfassen und damit umfangreicher sein, als der Großbrand aus dem Jahr 2022. 1.000 Hektar entsprechen ungefähr der Größe von 1.400 Fußballfeldern. Nach wie vor ist der Waldbrand nicht unter Kontrolle. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) wollte am Nachmittag in das Brandgebiet kommen und sich einen Eindruck verschaffen.
Menschen müssen Häuser verlassen
Wegen des Waldbrandes sollten die 269 gemeldeten Bewohner in Neudorf, einem Ortsteil von Zeithain, ihre Häuser zu verlassen. Eine Warnung kam über die Warnapp Nina. Polizisten gingen durch den Ort, um die Einwohner zum Verlassen ihrer Häuser und Wohnungen aufzufordern, berichtet ein dpa-Reporter. Die Behörden riefen via App dazu auf, nur das Notwendigste mitzunehmen. Im benachbarten Röderau steht eine Mehrzweckhalle zur Verfügung, in der die Menschen unterkommen können.
Zuvor war bereits der Wülknitzer Ortsteil Heidehäuser mit rund 100 Bewohnern geräumt worden. Darunter waren auch 45 Bewohner eines Heims für Schwerbehinderte. Diese wurden in örtlichen Krankenhäusern und im Feuerwehrtechnischen Zentrum in Glaubitz untergebracht.
Im Brandgebiet liegt viel Munition
Das Feuer war am Dienstag nahe einem einstigen Truppenübungsplatz ausgebrochen. Seitdem kämpfen die Feuerwehren gegen die Flammen. Der Einsatz ist sehr gefährlich und kompliziert, weil immer wieder im Boden befindliche Munition detoniert. Daher halten die Feuerwehrleute einen Sicherheitsabstand ein. Auch Hubschrauber müssen über dem kampfmittelverseuchten Gelände einen Sicherheitsabstand von 1.000 Meter einhalten.
Hubschrauber erkundet Brandfläche
Ein Erkundungshubschrauber der Landespolizei sei im Einsatz, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes Meißen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstagmorgen. Der Hubschrauber soll Hinweise auf das Ausmaß des Brandes geben. Zudem kann die Maschine mit Hilfe spezieller Kameras Glutnester erkennen, sagte eine Sprecherin der Bereitschaftspolizei, die für die sächsische Polizeihubschrauberstaffel zuständig ist.
Auswirkungen auch in Dresden zu sehen und riechen
Selbst im 60 Kilometer entfernten Dresden sind die Auswirkungen zu spüren: Der Rauch des Waldbrandes in der Gohrischheide ist bis in das Elbtal gezogen. Die Winde hätten sich gedreht, es komme zu einer deutlichen Rauch- und Geruchsbelästigung in Dresden und im Elbtal, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Dresden. Auch Teile der Region Sächsische Schweiz-Ostererzgebirge seien betroffen. Die Behörden empfahlen, Fenster geschlossen zu halten.
Lage in Brandenburg entspannt sich
Aus Brandenburger Sicht hat sich hingegen die Lage am Donnerstag deutlich verbessert: Der Wind habe sich in Richtung Sachsen gedreht, sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr in Brandenburg. Dadurch trete zumindest für Brandenburg Entspannung ein, da der Rauch abziehe und das Feuer sich nicht weiter gen Norden ausbreiten könne. Aktuell konzentriere man sich daher auf Sicherungsmaßnahmen.