Die hiesigen Unternehmen sind loyal zum Standort Bayern. Neun von zehn würden sich wieder hier ansiedeln, wie eine Studie ergab, die die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) in Auftrag gegeben hat und über welche die Mediengruppe Bayern berichtet. Was die Studie allerdings auch zeigt: Die Standortqualität sinkt, die Probleme am Standort Bayern nehmen spürbar zu.
Seit 2013 befragt das Wirtschaftsforschungsinstitut IW Consult einmal im Jahr die Unternehmen im Freistaat, wie sie den Standort Bayern einschätzen.
Die Standortqualität beurteilten die Unternehmen in diesem Jahr mit 72,5 von 100 möglichen Punkten - ein kleines Minus gegenüber dem Vorjahr, als sie 72,8 Punkte vergaben. Gleichwohl setzt sich damit der im Jahr 2019 begonnene Abwärtstrend fort - damals hatte der Qualitätswert bei 76,2 Punkten gelegen, dem bislang höchsten ermittelten Wert.
Hintergrund ist, dass die Unternehmen in Bayern sämtliche Standortfaktoren wie Innovation, Humankapital, Energie- und Rohstoffe, Infrastruktur und Verwaltungshandeln zunehmend schlechter benoten. Erstmals seit Beginn der Erhebung schafft sogar kein einziger dieser Standortfaktoren eine bessere Note als 3,0. Ein Standortfaktor (Verwaltungshandeln) fällt mit der Note 4,1 sogar unter die Note-4-Marke.
Der Verschlechterungs-Trend ist dabei eindeutig, wie es in der Studie heißt: "Seit Beginn der Erhebung im Jahr 2013 haben die Bewertungen aller fünf Themenfelder mehr oder weniger eine ganze Notenstufe 2013 eingebüßt - mit Ausnahme des Innovationsumfeldes, das eine halbe Notenstufe eingebüßt hat."
Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie: Der Standort ist inzwischen zu teuer. Vor allem die hohen Arbeits-, Energie- und Rohstoffkosten belasten die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Zusätzlich von hoher Bedeutung für die Unternehmen ist die Verbesserung der allgemeinen Infrastruktur.
"Die Studie ist ein Alarmsignal für den Standort Bayern. Über die meisten relevanten Standortfaktoren wird in Berlin entschieden. Es ist daher essenziell, dass die Bundesregierung jetzt kraftvoll eine wirtschaftsfreundliche Politik betreibt, die vor allem die hohe Kosten- und Bürokratiebelastung der Unternehmen in den Blick nimmt", sagte VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Doch auch im Freistaat muss nachgebessert werden. "Serviceorientierung und Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung sind Dauerbaustellen. Die Staatsregierung hat hier schon viele gute Maßnahmen auf den Weg gebracht, darf aber nicht nachlassen."
Zugleich gehen von der Studie auch positive Nachrichten aus - nämlich, wenn es um die Standortloyalität geht. Diese befindet sich auf einem sehr hohen Niveau und konnte im zweiten Jahr in Folge leicht zulegen, wie es in der Studie heißt. So würden sich mehr als neun von zehn, nämlich 91,1 Prozent der befragten Unternehmen wieder im Freistaat ansiedeln. Im Vorjahr hatten das 91,0 Prozent gesagt.
Die höchsten Loyalitätswerte finden sich der Studie zufolge in Mittelfranken (94,9 Prozent der Unternehmen würden sich hier wieder ansiedeln), Oberbayern (94,5 Prozent) und Niederbayern (94,4 Prozent). Danach folgen Schwaben (90,3 Prozent), die Oberpfalz (89,2 Prozent) und Oberfranken (88,8 Prozent). Das Schlusslicht bei Standortloyalität ist Unterfranken (85,3 Prozent).
Interessant: Im Vergleich zum Vorjahr die größten Sprünge nach vorne haben Oberbayern (+ 4,7 Prozentpunkte), Niederbayern (+ 3,1 Prozentpunkte) und Schwaben (+ 0,5 Prozentpunkte) gemacht. In Mittelfranken blieb die Standortloyalität unverändert. In drei Bezirken indes fiel sie - am stärksten in Unterfranken (- 3,3 Prozentpunkte), gefolgt von Oberfranken (- 3,4 Prozentpunkte) deutlich und der Oberpfalz (- 1,4 Prozentpunkte).
Insgesamt feststellbar sei zudem, so die Studie, dass man aus Sicht der Unternehmen noch entfernt von den Loyalitätswerten sei, die insbesondere zu Beginn der Befragung 2013 bis 2020 erreicht worden waren - und teils deutlich über 95 Prozent gelegen hätten.
Studie: Standortloyalität in Bayern bleibt hoch
Foto von dts
03. November 2025 - 02:00 Uhr
Von Peter Heidenreich