Der ehemalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat in einer Rede im Stuttgarter Rathaus zum Tag der Deutschen Einheit gefordert, die im Westen verbreitete Belehrungsattitüde und den im Osten vorhandenen "Bürger-2.-Klasse-Komplex" zu überwinden. Das teilte die Stadtverwaltung mit. Der Politiker mit deutsch-deutscher Familiengeschichte kritisierte in seiner analytisch-scharfen Festrede beide Seiten und betonte, beide Mentalitäten müssten "schleunigst" abgebaut werden.
De Maizière wies auf anhaltende Unterschiede zwischen Ost und West hin, insbesondere bei den Vermögensverhältnissen.
Das Durchschnittsvermögen der Ostdeutschen liege bei weniger als 50 Prozent des westdeutschen Vergleichswerts. Als Beispiel nannte er die Erbschaftsteuer-Einnahmen: Während Mecklenburg-Vorpommern zwischen 18 und 26 Millionen Euro verzeichne, liege Bayern bei 2,4 bis 3,3 Milliarden Euro. Zugleich betonte er, dass es den Menschen im Osten grundsätzlich nicht schlechter gehe als im Westen.
Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper kündigte in seiner Begrüßungsrede an, dem Gemeinderat die Benennung einer Straße, eines Platzes oder einer Allee nach dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl vorzuschlagen. De Maizière forderte abschließend, sich stärker den Zukunftsthemen wie Staatsreform, Sicherheitslage und Wirtschaftswettbewerb zuzuwenden. Die Feierstunde wurde musikalisch vom Blasorchester der Freiwilligen Feuerwehr Stuttgart-Wangen und dem indischstämmigen Tenor Frazan Adil Kotwal umrahmt.
Ehemaliger Innenminister fordert Überwindung deutsch-deutscher Mentalitätsunterschiede in Stuttgart

Foto/Text dts
03. Oktober 2025 - 22:25 Uhr
Von Peter Heidenreich