Es sind nicht die Märkte, nicht die Mitbewerber, nicht die Disruptionen, die den meisten Führungskräften den Boden unter den Füßen wegziehen. Es ist der eigene Körper. Unbemerkt. Lautlos. Präzise.
Ich sehe das immer wieder, sagt Dennis Huskic. Erfolg hat seinen Preis. Und dieser Preis wird ganz oben oft mit der höchsten Währung bezahlt: der eigenen Gesundheit. Was nach Kontrolle aussieht, ist oft ein Spiel auf Zeit. Was wirkt wie Souveränität, ist nicht selten das Resultat jahrelanger Selbstverleugnung.
Ich arbeite mit Managern, Unternehmern, Entscheidern, die wie kaum jemand sonst für Leistung, Klarheit und Stärke stehen. Aber hinter dieser Fassade tobt oft ein stiller Kampf. Gegen Schlaflosigkeit. Gegen innere Leere. Gegen Erschöpfung, Antriebslosigkeit, das Gefühl, sich selbst irgendwo auf dem Weg verloren zu haben. Der Körper meldet sich, aber wer ganz oben sitzt, hört ihn meist als Letzter.
Ich erinnere mich an einen Satz, den ich nie vergessen werde. Die größte Schwäche der Starken ist, dass sie glauben, stark bleiben zu müssen. Genau das sehe ich Tag für Tag. Menschen, die mit aller Kraft gegen das Unsichtbare kämpfen. Gegen Signale, die sie nicht einordnen können oder wollen. Bis es irgendwann zu spät ist.
Denn was dann kommt, ist keine Strategie mehr, kein Plan, keine Roadmap. Es ist ein Moment des Stillstands. Dann übernimmt der Körper die Führung. Mit Symptomen, die niemand mehr ignorieren kann: Herzrasen, Burnout, chronische Schmerzen, völlige Erschöpfung. Und plötzlich wird sichtbar, was lange unsichtbar war. Der Mensch hinter der Funktion. Der Körper hinter dem Businessanzug.
Aber ich habe auch gelernt: Die Lösung liegt oft nicht im radikalen Umbruch. Manchmal reicht ein einziger ehrlicher Blick nach innen. Denn viele, die gelernt haben, alles im Außen zu kontrollieren, haben verlernt, sich selbst zu spüren. Die innere Alarmanlage war da. Sie wurde nur überhört.
Ich sage oft: Führung beginnt im Nervensystem. Was für manche paradox klingt, ist längst wissenschaftlich belegt. Dauerstress verändert das Gehirn. Er nimmt uns die Fähigkeit zur Selbstregulation, zur Weitsicht, zur Empathie. Das System läuft heiß. Nicht wegen der äußeren Anforderungen. Sondern weil innen niemand mehr steuert.
Und genau hier liegt das eigentliche Tabu. Die Probleme vieler Entscheider sind keine reinen Managementfragen. Sie sind körperlich. Aber darüber spricht kaum jemand. Denn Schwäche ist in diesen Kreisen nicht vorgesehen. Der Mensch muss in der Rolle funktionieren.
Doch was passiert, wenn genau dieses System kippt? Wenn aus Erfolg Fassade wird? Wenn der Körper leise, aber unerbittlich zur Rebellion ansetzt?
Was folgt, ist nicht immer ein Zusammenbruch. Oft ist es ein Aufwachen. Und wer dann den Mut findet, nicht einfach nur weiterzumachen, sondern bewusster, klarer, echter, erlebt einen Perspektivwechsel, der tiefer geht als jede Führungskräftefortbildung.
Denn der härteste Gegner sitzt selten draußen. Sondern innen. Unsichtbar. Bis er sichtbar wird.