Altmaier zieht positive Bilanz von Merkels Flüchtlingspolitik

Altmaier zieht positive Bilanz von Merkels Flüchtlingspolitik
Der ehemalige Kanzleramtschef Peter Altmaier hat eine positive Bilanz der Flüchtlingspolitik von Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gezogen. "Zwischen 2015 und 2016 sind fast anderthalb Millionen Menschen zu uns gekommen. Heute sprechen die allermeisten von ihnen Deutsch und rund 85 Prozent der Männer haben Arbeit", sagte Altmaier, der ab Oktober 2015 auch als Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung fungierte, der "taz" am Freitag.
Dank des enormen Einsatzes der Helfer vor Ort habe man "deutlich mehr geschafft, als viele Kritiker für möglich gehalten haben". Im August 2015 waren tausende Geflüchtete vor allem aus Syrien in Budapest gestrandet. Anfang September 2015 machte sich ein großer Teil von ihnen zu Fuß auf den Weg Richtung Österreich und Deutschland. "Wir standen dann vor einer sehr, sehr schwierigen Situation", sagte Altmaier im Rückblick auf die Nacht, in der der die Bundesregierung entscheiden musste, wie sie mit der Situation umgeht. Die Entscheidung, die Grenzen nicht zu schließen, hält Altmaier weiter für richtig. "Ich kenne aus der ganzen Debatte seit 2015 keinen einzigen Vorschlag, der uns einen Weg mit weniger Problemen aufgezeigt hätte. Die Menschen brutal zu Hunderttausenden zurückzutreiben hätte genauso wenig funktioniert wie alles andere", sagte Altmaier. "Wir mussten in diesem Augenblick eine Abwägung treffen, die wir mit unserem Gewissen vereinbaren konnten. Alle anderen Alternativen wären schlechter gewesen." Er räumte ein, dass die heutigen Wahlergebnisse der AfD auch in der damaligen Situation begründet liegen, und verwies auf den langanhaltenden Streit in der Union und dessen Auswirkungen auf die Bundestagswahl 2017. "Wir hatten bis zur Bundestagswahl über dieses Thema einen heftigen Streit zwischen CDU und CSU und dann nach der Bundestagswahl noch einmal zum Thema `Masterplan Asyl` über mehrere Monate", sagte Altmaier. Indirekt kritisierte CDU-Politiker den heutigen Kurs der Bundesregierung im Bereich Migration. "Ich bin ja als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium auch bei Wolfgang Schäuble in die Lehre gegangen. Und er hat viele Male erklärt, dass man über Migrationsprobleme nicht öffentlich diskutieren, sondern sie lösen soll", so Altmaier. Eines von Schäubles Beispielen sei stets gewesen, dass die CDU in Baden-Württemberg in den 1980er Jahren in Zeiten hoher Flüchtlingszahlen eine Grundgesetzänderung gefordert habe. Diese sei zunächst nicht gekommen, doch die Republikaner seien in den Landtag gespült worden und die CDU habe fast ihre Regierungsmehrheit verloren. Nicht geändert hat Altmaier auch seine Position, dass grundsätzlich die Zurückweisung von Schutzsuchenden an der Grenze rechtlich nicht zulässig sei. "Zurückweisungen sind nur unter bestimmten Voraussetzungen und nur im Rahmen des europäischen Rechts möglich und deshalb nicht in jedem Fall", sagte Altmaier. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hat nach Amtsantritt der schwarz-roten Bundesregierung solche Zurückweisungen umgehend eingeführt.

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