Die Frauenrechtlerin und Pazifistin Alice Schwarzer ist nicht grundsätzlich gegen eine Wehr- und Dienstpflicht - auch für Frauen.
"Als Realistin muss ich damit leben, dass es die Bundeswehr gibt", sagte die 82-Jährige der Wochenzeitung "Die Zeit". "Da ich schon gegen die Wehrpflicht für Männer bin, werde ich schwerlich für die Wehrpflicht für Frauen sein. Aber ich bin in der Tat für Geschlechtergerechtigkeit. Gleiche Rechte, gleiche Pflichten."
Schwarzer erklärt, sie selbst würde sich im Falle einer Pflicht für ein soziales Jahr entscheiden, auch wenn sie manchmal gern versiert an der Waffe wäre.
"Der Mensch kann nicht immer friedlich sein, manchmal muss er sich verteidigen, vor allem wenn er weiblich ist. Ich gebe zu: Manchmal würde ich auch gerne schießen können." Sie habe "einfach eine Schwäche für friedliebende Männer und wehrhafte Frauen. Die, wenn es sein muss, auch schießen können."
Schwarzer, die sich seit 1979 für das Recht von Frauen auf Dienst an der Waffe einsetzt, äußert zugleich aber auch Sorge über die "Kriegseuphorie" in Deutschland. "Wir geben Summen aus mit so vielen Nullen, die man schon gar nicht mehr begreifen kann." Bildung und Pflege seien dagegen dramatisch unterfinanziert. In allen Bereichen, in denen es um Menschen geht, fehle es an Geld. "Und wir rüsten auf bis zu den Wolken. Was haben wir denn vor? Wollen wir gen Russland marschieren?" Diese "allumfassende Militarisierung" finde Schwarzer "lächerlich".
Alice Schwarzer: "Manchmal würde ich auch gerne schießen können"

Foto/Text dts
03. Juli 2025 - 13:12 Uhr
Von Peter Heidenreich