Markus Philipp begann schon in jungen Jahren damit, sich für Kunst zu interessieren. Er ging sogar noch zur Schule, als er seine erste eigene Modekollektion kreierte. Es dauerte nicht lange, bis sich daraufhin die ersten Kontakte in der Kreativszene ergaben. 2014 war es eine mit ihm befreundete Künstlerin, die en passant einige Zeichnungen von Philipp zu Gesicht bekam. Sie motivierte ihn dazu, einen künstlerischen Beruf zu ergreifen. Er zögerte nicht lange und nahm an einer Ateliergemeinschaft von insgesamt neuen Künstlern teil. Von diesem Spirit profitierte seine Kreativität so sehr, dass er bereits im Jahr 2015 eine Galerie gefunden hatte, in der er seine erste Ausstellung gab.
Obwohl er sich in der Kunstszene schon einen Namen gemacht hatte, arbeitete er viele Jahre lang noch hauptberuflich als Software-Ingenieur. Erst 2019 kehrte er diesem Beruf den Rücken und setzte alles auf die Karte Kunst. Sein Stil ist originär und äußerst genuin. Seine farbkräftigen Ölbilder strotzen nur so vor Expression. Mehreren Ausstellungen in München und Hamburg haben die Bilder dem Publikum bekannt gemacht. In folgendem exklusiven Gastbeitrag gibt Ihnen Markus Philipp einen Einblick in seinen kreativen Prozess.
Folgt die Form aus der Funktion?
Der menschliche Körper steckt voller Geheimnisse. Nietzsche hat sehr schön gesagt: „Es gibt nichts Tieferes als eine Oberfläche.“ Zwar ist jedes Gemälde rein materiell gesehen nichts als oberflächliche Textur, aber darin erschöpft sich die Malerei natürlich nicht, und die Wahrheit einer Form erst recht nicht.
Aber genau die Suche nach dieser Wahrheit ist mein Antrieb, dem ich seit Jahren Aufmerksamkeit widme und der den Motor für meine künstlerische Arbeit darstellt.
Die Sinneseindrücke können uns auch manchmal täuschen und die eigentliche Verarbeitung findet ohnehin erst im Gehirn statt. Diese Dualität versuche ich durch die Überlagerung von Schichten aus Schärfe und Unschärfe auszudrücken. Damit thematisiere ich gewissermaßen implizit die Suche des Betrachters nach seiner eigenen Wahrheit, ohne sie ihm zu diktieren.
Das Bild wandelt sich durch den Betrachter
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass zwei unterschiedliche Personen niemals dasselbe Bild sehen, ja mehr noch, dass auch ein und derselbe Mensch zu unterschiedlichen Zeitpunkten niemals dasselbe Bild sieht, auch wenn sich dieses scheinbar gar nicht verändert hat. Denn alleine schon die Zeit ändert die Erscheinung und bildet fortwährend sich überwuchernde Ebenen und Schichten von Bedeutung, ohne dass ich noch einmal Hand anlegen muss. Letztendlich ist es eher der Betrachter, der - wenn auch unbewusst - eingreift. Denn sein Vergessen ist zugleich ein destruktiver, aber andererseits auch kreativer Prozess. Einen zerstörerischen Einfluss hat das Vergessen nur dann, wenn man sein kreatives Potenzial nicht anerkennt. Dann wird allerdings jegliche weitere Entwicklung sogleich im Keime erstickt.
In meinen Arbeiten thematisiere ich also ganz elementare Fragen des Sehens. Welches Bild sehen wir, und inwieweit gleichen wir es mit dem Fundus an Idealbildern ab, die wir ständig mit uns herumtragen? Wie sehr sind diese Teil unserer Identität und was muss passieren, damit wir Tabula rasa machen können und endlich einmal alles im positiven Sinne naiv betrachten? Letztendlich ist unsere Sichtweise nicht nur von uns selbst geprägt, auch alle möglichen Umweltfaktoren spielen dort mit hinein.
Diesem Dialog sind wir gleichsam ausgeliefert, ob wir wollen oder nicht. Aber auch hier ist es wie mit dem Vergessen, wir können diese scheinbare Zwangslage durchaus auch kreativ nutzen. Dies geschieht jedoch nicht, indem wir uns je nach Gegebenheit eine andere Maske aufsetzen, um dadurch vor den anderen interessanter oder wichtiger zu erscheinen. Meine Werke sollen dazu anleiten, diese falsche Maske herunterzureißen und sich zu sich selbst zu bekennen.
Die Besonderheit des expressiven Stils
Meinen Stil nenne ich „Fusionart“ und verstehe darunter ein Zusammenspiel vielfältiger Techniken. Es gilt dabei eine gemeinsame Geschichte zu erzählen. Ausgangspunkt ist für mich oft der einmal eingefangene Ausdruck eines Menschen. Das abstrahiere ich dann hin zu einer etwas komplexeren Themenstellung. Dabei stoße ich oft auf gesellschaftliche oder auch politische Fragen, die ich dann gerne in Form von bildhaften Anspielungen aufgreife. Das geschieht allerdings meist komplett intuitiv. Den Spielraum des Betrachters für seine Assoziationen möchte ich keineswegs einschränken.
Die thematische Bandbreite
Dieses Prinzip kann bei ganz unterschiedlichen Themen Anwendung finden, sei es ein traditionelles Porträt oder etwas Figuratives. In jedem Fall spielt das Objekt aber die Hauptrolle der Bildkomposition. Der Kontext kann manchmal sogar einem ganz konkreten Ereignis entsprungen sein, den die Abstraktion fast unkenntlich gemacht hat. Ob es in der heutigen Künstlerszene überhaupt jemanden gibt, der einen ähnlichen Ansatz verfolgt, kann ich gar nicht mit Sicherheit sagen. Denn als Quereinsteiger bin ich noch nie so wirklich Teil dessen gewesen, was die einschlägigen Gazetten als „Szene“ bezeichnen. Ein konkretes Vorbild habe ich nicht. Die sozialen Medien führen allerdings auch zu mehr Pluralität, da bisher unbekannt Künstler plötzlich eine Bühne bekommen.
Fazit
Markus Philipp pflegt einen eigenen, unakademischen und doch absolut unverwechselbaren Stil. Im Grunde werden in seinen Werken althergebrachte Methoden der Bildinterpretation infrage gestellt. Sie ziehen den Betrachter mit ihrer neuartigen Fragestellung in den Bann und lassen eine Vielzahl von Bedeutungsebenen zu. In seinem Facebook und Instagram Profil postet er regelmäßig Beiträge über seine Werke und Arbeitsweise, welche er ebenfalls auf seiner Homepage veröffentlicht.